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Mahnmal gegen das Vergessen

Kunst:

Die Meduni Wien gedenkt den Vertriebenen aus den eigenen Reihen durch den Nationalsozialismus

 

ORT: AKH WIEN / BAUHERR: MEDUNI WIEN 

 

Das von der Künstlerin Dvora Barzilai gestaltete und in Zusammenarbeit mit Kopperarchitekur umgesetzte Denkmal in Form eines Buches mit herausgerissenen Seiten, wurde vor der Medizin- Universität Wien in Anwesenheit von Minister Hahn, Oberrabbiner Eisenberg und Kardinal Schönborn enthüllt.

 

Die Medizinische Universität Wien hat folgende Formulierung in der Präambel ihrer Satzung aufgenommen: "Die Medizinische Universität Wien wird sich an den Zielen einer humanen Gesellschaft orientieren und bekennt sich zum Prinzip der Gerechtigkeit und der Gleichheit aller Menschen, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ethnischen Zugehörigkeit und Religion, zur Internationalität sowie zur Mitverantwortung für ihre rezente Ver- gangenheit." 

Die Mitverantwortung von Mitgliedern der Wiener universitären Medizin an Unrechtshandlungen in und außerhalb der Universität Wien ist jahrzehntelang verschwiegen, wenn nicht geleugnet worden. Es wurde verschwiegen, dass – beginnend bereits mit 11. März 1938 - 53% des Lehrkörpers der damaligen Fakultät aus "rassischen", aber auch aus politischen Gründen entlassen oder aus ihren Ämtern vertrieben wurden, dass diese Vertreibung oft mit Verbannung, Exil oder Tod verbunden war, dass damit eine Fakultät, die eine der größten in Europa, vor allem aber eine der exzellentesten des Kontinents war, irreparabel geschädigt wurde. Vor allem wurde verschwiegen, dass die Rolle der Ärzte im Nationalsozialismus, an der auch österreichische Ärzte beteiligt waren, den schwersten Schlag charakterisiert, den die Medizin in ihrer Geschichte erlitten hat, dass der gesamte Berufsstand von der national- sozialistischen Ideologie durchdrungen war, dass die medizinische Ethik politischen Heilslehren hat weichen müssen. 



Erst 1998, 60 Jahre nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, hat die damalige Medizinische Fakultät - anlässlich einer ebenfalls an einem 13. März stattgefundenen Gedenkveranstaltung - ihre Mitverantwortung eingestanden und bestürzt und mit Schamgefühl sich der brutalen Vertreibung des größeren Teils der Fakultätsmitglieder erinnert. 
Aus diesem Anlass wurde 1998 in den Arkaden der Universität Wien an prominenter Stelle eine Gedenktafel platziert, für deren Zustandekommen wir auch dem damaligen und zwischenzeitlich bedauerlicherweise verstorbenen Rektor Alfred Ebenbauer zu Dank verpflichtet sind. 
Zehn Jahre später setzt die zwischenzeitlich zu einer eigenen Universität gewordene frühere Medizinische Fakultät an ihrer neuen Wirkungsstätte nun ihr eigenes Mahnmal zum Gedenken an die Vertriebenen.